Forward the (R)evolution - in Harmonie mit der Erde: #27 Mexiko

Es war der 25. November 2010, es fehlten nur noch wenige Tage bis zum Beginn des COP16, der Klimakonferenz in Cancun, als wir über die Brücke nach Mexiko schritten! Tausende von Menschen hatten uns geholfen, wo auch immer wir waren, mehr als 340 Fahrzeuge aller Art die uns mitnahmen auf den über 24 000 km die wir seit Beginn der Reise von Den Haag zurück gelegt haben. Dabei durchquerten wir Europa, Marokko, den Atlantischen Ozean und schließlich einen großen Teil des Lateinamerikanischen Kontinents von Brasilien bis nach Mexiko! Dank unserer lieben Mitmenschen wurde unser Traum von der “Reise der Menschheit” Wirklichkeit, unsere Herzen öffneten sich für unseren Nächsten und wir verstanden was es heißt menschlich zu sein, mit dem Herz zu leben, zu geben und zu nehmen!
Was wir schon vor der Reise angenommen haben glühte nun als tiefe Überzeugung in unseren Seele, jeder Mensch ist von Natur aus gut, herzhaft und freundlich! Unsere Herzen sprangen vor Freude als wir realisierten das wir es wirklich geschafft haben, wir lachten und hüpften, sprachen wildfremde

Mexikaner an und hatten das Gefühl wieder zu Hause zu sein, denn wir alle kannten Mexiko schon, aber es war das erste Mal das wir über Land einreisten. Die Grenzbeamten empfingen uns offen und freundlich, alles ging ganz einfach und sie lachten herzlich als wir ihnen über die Reise erzählten; wir bekamen 180 Tage Aufenthalt und durften weiter gehen. Nicht ohne Grund gibt es für die Touristen sechs Monate Aufenthaltsgenehmigung, denn das faszinierende Mayaland zieht jedes Jahr mehr als 20 Millionen Reisende aus aller Welt an und die kommen normalerweise nicht wie wir ohne Geld in den Taschen. Ein Rucksackreisender lässt hier pro Tag im Schnitt 30$ und die Pauschaltouristen ja sogar um die 150$, ein großes Geschäft was bedeutet das jeder zusätzliche Tag eines Touristen in Mexiko Gewinn für Hotels, Restaurants, Bars, Transport und für die gesamte Wirtschaft im Allgemeinen heißt.
Vor über 9 Monaten, noch auf der Suche nach einem Segelschiff über den Atlantischen Ozean nach Amerika waren wir auf Las Palmas de Gran Canaria, wo wir im Müll die Flagge von Mexiko fanden. Es war ein Zeichen des Schicksals, dass wir hier irgendwann ankommen werden und siehe da 15 000km später feierten wir mit genau dieser Flagge unsere Ankunft in unserem Zielland! Noch im Grenzbereich ließen wir unsere Freude über die Ankunft mit der rotweißgrünen

Flagge vollem Lauf, als plötzlich zwei Militärs zu uns kamen und uns sehr ernst erklärten das es verboten sei mit der Nationalflagge zu spielen. Dabei reichte es nicht die Flagge einfach wegzustecken, sondern wir bekamen gleich noch eine kleine Lektion wie man fachmännisch eine Mexikanische Flagge zusammenfaltet. Der Grüne Teil musste am Ende oben aufliegen, denn so erklärte man uns Mexiko befände sich derzeit nicht im Krieg, dass der mexikanischen Krieg gegen Drogen kein offizieller Krieg ist, kam uns komisch vor, denn seit Jahren tobt hier im ganzen Land ein bewaffneter Konflikt der Kartelle unter sich sowie der Drogenbanden gegen den Staat, Justiz, Polizei und Militär sowie im Prinzip jeder gegen jeden. Es ist ein trauriger bewaffneter Konflikt der den Alltag vieler Menschen in weiten Teilen des Landes in Angst und Schrecken versetzt, sterben und leiden doch jedes Jahr mehr Menschen an ihm. Waren es im Jahr 2006 noch weniger als 70 Menschen die dabei ums Leben kamen, waren es im Jahr 2010 schon über 15.000 Menschen die in dem kaltblütigen Machtkrieg ihr Leben verloren haben. Insgesamt sind offiziell seit Beginn der Offensive des Mexikanischen Präsidenten Calderon schon mehr als 35.000 Menschen gestorben, dabei hat sich am eigentlichen Ziel der Offensive, nämlich der Eindämmung der

Rauschmitteltransporte in die Vereinigten Staaten wenig geändert, immer noch gelangen mehr als 70% aller Drogen die in die USA importiert werden aus Mexiko. Die Vereinigten Staaten sind die größten Abnehmer von legalen und illegalen Drogen aus der ganzen Welt und solange sich das Verhalten der Menschen in den Ländern wo die Drogen konsumiert werden, sei es durch eine Entkriminalisierung oder Verzicht auf Drogen, nicht ändert, wird der Konsum von Drogen aller Art weiterhin für viel Ungerechtigkeit sorgen. Doch nicht nur die Kriege in Irak und Afghanistan bedeuten big-business für die USA, jeder Krieg kostet vielen Menschen das Leben, aber er bedeutet eben auch Gewinn vor allem für die USA, weil sie Waffen, Munition, Autos, Hubschrauber und vieles mehr an die "guten" und "schlechten" Jungs verkaufen, legal oder illegal - am Ende zählt eben das Geld leider mehr als Menschenleben für viele Firmen.
Endlich standen wir in unserem geliebten Mexiko auf der Straße, die starke Sonne erwärmte unsere Körper und in unseren Venen durchfloss uns die pure Lebenslust, endlich waren wir angelangt, in unserem Zielland! Wir erreichten die erste große Stadt, Chetumal und auch da wurden wir freundlich von den mexikanischen Feuerwehrmännern empfangen die uns wie selbstverständlich bei sich auf der Station schlafen ließen.

Am nächsten Tag ging es direkt von der Ampel vor der Feuerwehrstation weiter, es dauerte nicht lange bis wir wieder auf der Ladefläche eines Pickups saßen und den Fahrtwind genossen. Einer der Fahrer war ein junger gut gekleideten Walmart Mitarbeiter, er freute sich über seinen neuen Job in einem der größten Supermarktketten Mexikos, mit fast 3000 Filialen gehört Walmart zu den wichtigsten Handelsketten des Landes und auch hier wird wie üblich sechs Tage pro Woche gearbeitet, sein Gehalt ist dabei besser als der Mexikanische Durchschnitt, aber immer noch niedrig im Vergleich zu dem Gewinn welches das größte Unternehmen der Welt für seine Aktionäre macht. Irgendwo auf der Halbinsel Yucatans wurden wir dann rausgesetzt und diesmal standen nur Nieves und C. in der knallen Sonne mit ihren Daumen in der Luft auf die nächste Mitfahrgelegenheit wartend. Zwei Autos hielten auch schon bald an, doch die wollten nur die Mädels mitnehmen und so harrten sie noch ein wenig aus bis wieder ein Mann mit Herz auch für die männliche Begleitung des Quartetts hatte. Schon bald saßen wir alle gemeinsam in einem Auto welches uns direkt bis nach Playa del Carmen, Cancuns kleinem Bruder, mitnahm. Hier in der am schnellstwachsenden Stadt Mexikos, wo die Party niemals aufhört und der Strom an neuen Touristen nie abbricht wurden wir von unserem Fahrer zu sich nach Hause eingeladen. Wir waren ein wenig überrascht wieviel Desinteresse es für die Klimakonferenz gab, auch wenn die Medien und Zeitungen viel über den COP16 berichteten, schien es als ob die meisten Mexikaner nur wenig über die Themen und den Anlass der internationalen Konferenz Bescheid wussten.
Die kleine Wohnung unseres freundlichen mexikanischen Fahrers war Teil eines riesigen Komplexes an Luxusapartments mit gepflegten Rasen und drei Schwimmbädern mit Jacuzzi, dabei stehen die meisten Bleiben leer, denn diese sind nur zweit oder dritt Wohnungen von den meist wohlhabenden Mexikanern oder Ausländern. Alles war blitzsauber dank einer Armee von Servicekräften die rund um die Uhr damit beschäftigt waren alles ordentlich und schön herzurichten. Eine große Mauer und zwei bewachte Hauseingänge mussten die Privilegierten passieren bevor sie endlich in ihrem künstlichem Idyll entspannen konnten, weit weg von Diebstählen, Kriminalität, Obdachlosen und alles was die Reichen lieber nicht in der Nähe haben wollten. Wo jetzt die luxuriösen Appartements standen wuchsen vorher die so wichtigen Mangrovenwälder, die für Schutz vor Hurrikanen (ursprünglich aus den Maya-Sprachen und bedeutet: Gott des Windes) und Tsunamis sorgen. In der Nacht gingen wir mit unserem Gastgeber auf eine kleine Grillparty und alle waren sehr überrascht, als wir von einem der großen Einkaufstempel, die sich wie eine Krankheit in ganz Lateinamerika verbreiten, zurückkamen, denn wir hatten in Windeseile viele Kilo an Essen recycelt welches sogar teilweise noch warm war und ohne unserer Rettungsaktion im Müll gelandet wäre.

Am nächsten Morgen ging es nach Cancun was nur noch 1-2 Stunden entfernt lag, unser vorläufiges Ziel unser Reise lag zum Greifen nah und wir staunten nicht schlecht über die massive Präsenz von Militär und Polizei, sie sollten dafür sorgen das es für die Diplomaten, Nichtregierungsorganisationsarbeiter, UN-Beamte und viele mehr sicher und ruhig zugeht. Der Moon Palace, offizielles Hotel des COP16, lag einige Kilometer entfernt von der Autobahn am Strand der Karibik, das Fünf-Sterne-Hotel wurde wie die meisten in der Region auf den kostbaren und wichtigen Mangrovenwäldern gebaut. Die mexikanische Regierung hatte zu dem Anlass eigens eine Brücke am Eingang der Straße wo es zu den klimatisierten Konferenzräume geht errichtet, mit der Erklärung, dass dadurch die Sicherheit leichter gewährt sei und der Verkehr besser fließen könne. Alles schien uns ein wenig lächerlich, aber dann wurde es peinlich, mit jedem Meter dem wir uns der Messe wo sich alles um die “grüne Wirtschaft” dreht, näherten, sahen wir mehr und

mehr riesige Plakatwände mit Werbung von Coca Cola, Autofirmen und anderen Konzerne die in großen Lettern behaupteten, sie würden etwas Gutes für die Natur tun. Da wurde mit Worten wie: "Nachhaltigkeit", "für den Planeten", "Ökologie", etc. geworben das wir nichts weiter tun müssen als den großen Firmen zu vertrauen und weiter zu konsumieren. Die Messe selber bekam eigens für die Klimakonferenz ein Windrad was "sauberen" und "nachhaltigen" Strom produzieren sollte. Zum Glück entdeckten wir auf den Heckscheiben aller Taxis sowie großen Plakaten eine ernst zunehmende Nachricht: "Go Veg and Save the Planet" (also werde Vegetarier oder Veganer um den Planeten zu retten). Eine schlichte aber wohl die effektivste Maßnahme die jeder Mensch leben kann um den globalen Klimawandel zu stoppen, denn laut Statistik ist die Tierindustrie für mehr als 50% aller weltweiten Treibhausgase verantwortlich! Wir passierten verschiedenen Militär - und Polizeicheckpoints, bis wir endlich in die Hotelzone Cancuns gelangten, eine mehr als 40 Kilometer lange Straße mit den größten Hotels, die wir während der Reise gesehen haben. Völlig von der Sonne verbrannt, liefen einige US-Amerikaner auf den leeren Bürgersteigen herum, während die Mehrheit der meist faulen Touristen sich in Taxis bewegt oder sogar gar nicht ihre

All-Inclusive-Hotels verlassen. Viele arme Mexikaner arbeiten hier oft mehr als 60 Stunden pro Woche, sie putzen, polieren und kochen für die Luxus-Hotels, ihr Gehalt ist Minimal, der Gewinn für die Hotelbesitzer maximal. Es ist das System, das auf der ganzen Welt auf die gleiche Art und Weise funktioniert, weil es genug Menschen gibt die verarmt sind und jeden Job nehmen der ihnen angeboten wird um Miete, Verpflegung und Transport zu bezahlen, können die Besitzer von Läden, Restaurants, Hotels usw. den Lohn auf niedrigstem Niveau halten. Die prekäre Situation von Millionen von Menschen wird ausgenutzt und aus ihrem Schicksal Profit geschlagen, legale Sklaverei im 21. Jahrhundert. Hinter der endlosen “Mauer” von Hotels konnten wir uns das wunderbare türkisfarbene Wasser mit weißen Stränden nur vorstellen, mehr und mehr Hotels eröffnen hier ihre Pforten und schon heute sind es rund 30 Fünf-Sterne-Hotels sowie fast 100 weitere mit vier oder drei Sternen. Wir erreichten schließlich unser Ziel und wie immer ohne Handy und diesmal sogar ohne Verabredung trafen wir unseren lieben Freund Arturo per Zufall/Schick-sal auf der Straße, er lud uns herzlich zu sich nach Hause ein. Zusammen recycelten wir Tonnen von Brot aus einer Bäckerei, die die Hotels beliefert und staubten massenweise herumliegende und hängende Kokosnüssen ab die nur zur Zier auf Golfplätzen, Parks und Straßenpromenaden an Palmen wachsen. Am nächsten Tag ging es auf die offiziellen Messe für das Volk, wo die Mexikanische Regierung ihren Bürgern Ökologie näher bringen wollte, dabei wurden dafür öffentlichen Gelder in Anspruch genommen und mehr als 70 Millionen US-Dollar ausgegeben! Das "Klima-Dorf" sollte Bewusstsein anregen und mehr Verständnis für die Klimakonferenz schaffen, als wir jedoch vorbei an Mülleimern zum Mülltrennen mit Coca Cola Werbung sahen und dann in das große Zelt liefen wurde uns klar das es sich eigentlich um ein großes Disneyland von Firmen und Großkonzernen handelt die ihr Image aufbessern wollten. Greenwashing vom feinsten, es wurde suggeriert beim Kaufen von Produkten oder Service werde man Teil der Lösung des Klimawandels und helfe so der Umwelt und dem Planeten. Viele Branchenlieder wie z.B. Coca Cola waren so dreist das sie tatsächlich in ihrem riesengroßen Stand auf Fotos medial sichtbar zeigten wie das Großunternehmen den Kommunen und der Umwelt mit ihrer sozial und ökologischen Politik hilft; da waren arme Bauern zu sehen die Bäume pflanzten und überall standen Sprüche wie gut sich dieser Umweltzerstörende Betrieb für das Wohl unserer Erde einsetzt und sogar noch provakant fragt: “... und was tust Du für den Planeten?”. Hier waren die ganz großen Firmen der Welt vertreten: Automarken, Stromerzeuger, Handyhersteller ja im Grunde alle die

eigentlich Teil des Problems sind zeigten sich von ihrer besten PR-Seite. Es ist schließlich “in” grün zu sein, es treibt die Verkaufszahlen nach oben und wo eben nicht grün drin ist steht es wenigstens draußen drauf. Alle Unternehmen versuchen heute ehrlich oder unehrlich etwas für ihren ökologischen Fußabdruck zu tun, das dabei wie anders zu erwarten, vieles falsch läuft oder schlicht Marketing ist, ist fast unumgänglich. Auf der Messe entdeckten wir dann auch noch ein "ökologisches" Musterhaus, hier sollte gezeigt werden wie Komfort und Ökologie unter einem Dach vereinbar sei, doch so schön das Ökohaus auch eingerichtet war, aus unserer Perspektive überhaupt nicht tragbar für knapp sieben Milliarden Menschen die mittlerweile auf unsere Mutter Erde leben, denn wenn alle Bürger der Welt ein Haus wie dieses hätten, mit großen Flachbild-Fernseher, Mikrowelle, Sonnenkollektoren (was hast du denn gegen sonnenkollektoren) usw., hätten wir noch viel mehr Umweltverschmutzung und Zerstörung als Heute.
Endlich erreichten wir das Klimaforum, ein alternatives Event was zeitgleich mit dem offiziellen COP16 einher ging, leider lag es zu weit weg von der Öffentlichkeit und da es keine Anbindung an das öffentlichen Verkehrsmittelnetz gab fanden nur wenige Menschen das kleine Paradies inmitten des Urwaldes. Der Slogan der zweiwöchigen Veranstaltung lautete: "Lasst uns das System ändern, nicht den Klimawandel" und so erwarten wir das umweltfreundlichste Ereignis des Jahres, doch leider mussten wir bald eingestehen das wir zu große Erwartungen hatten und im Gegenteil vieles entdeckten was überhaupt nicht ökologisch war.

So waren zwar mehr als ein halbes Duzend junger Menschen damit beschäftigt Trockentoiletten zu bauen, doch die wurden erst am Ende der zwei Wochen fertig und so gab es die herkömmlichen Dixiklos mit übler Chemie die jeden Tag gewechselt wurden. Desweiteren verpestete der eigens für das Event organisierte Stromgenerator die Luft und die Stimmung im Naturidyll, auch gab es kein Bio-Geschirrspülmittel; auf der anderen Seite versuchten die Veranstalter ihr bestes mit rein biologischen und vegetarischem Essen. Leider war auch der Ort des Geschehens denkbar ungünstig gewählt wurden, ein Polo-Feld wo sich normalerweise die Highsociety trifft, wurde für sage und schreibe 35.000 US Dollar gemietet; ursprünglich wuchs hier ein traumhafter Urwald der nun einem mit Chemie bearbeiteten Rasen weichen musste. Wir fragten die Organisatoren ob wir als Freiwillige während der zwei Wochen im Klimaforum arbeiten könnten, dafür Kost und Logis umsonst bekämen und wie die Besucher auch kostenlos an den Workshops, Vorträgen und Konferenzen teilnehmen würden; obwohl es anscheinend schon genug freiwilliger Helfer gab, wollte man uns nicht wegschicken und so durften wir bleiben. Als man uns dann aber wie auf einem

Festival Plastikarmbändchen vom Klimaforum gab mussten wir schon wieder lachen, wie konnte es sein das wir gegen die Ölindustrie protestierten und nach Erneuerbaren Ressourcen und Alternativen suchten und dabei nichts anderes machen als durch unseren Konsum von dem schwarzen Gold genau das Gegenteil zu bewirken. Trotzdem war die Stimmung gut unter den um die 100 anderen motivierte Menschen aus der ganzen Welt, allen Altersgruppen und Farben die in dem “Ökodorf”, nur 15 Minuten traumhaften Fußmarsch vom Polofeld entfernt, ihre Zelte und Herzen aufgeschlagen hatten. Wir fühlten die Energie die wir alle hatten, wir waren unter gleichgesinnten Brüdern und Schwestern unser Mutter Erde, wir alle fühlten das wir mehr für das Gemeinwohl und die Erde als Ganzes tun müssen, es herrschte urige Großfamilienstimmung! Fast jeder tat was er konnte um die chaotische Veranstaltung halbwegs zu retten, wir kochten, putzen, wuschen, organisierten, empfingen die Gäste und die duzenden Sprecher die von überall aus der Welt eingeflogen worden waren und leider meist nur vor einer handvoll Zuhörern ihre Reden und Workshops hielten. Es war ein bisschen traurig für alle zu spüren, dass obwohl wir unter den

Freiwilligen sehr viel mehr zusammen machen, uns austauschen und voneinander lernen wollten, wir keine Zeit oder Energie hatten. Jeder einzelne der Freiwilligen hatte tolle Projekte, Ideen, Visionen und Ratschläge auf dem Herzen, doch vor lauter organisieren fanden wir keinen Raum um uns wirklich alle gegenseitig auszutauschen. Das Schlimmste war, dass wir zwar oft mit einer großen Anzahl von Freiwilligen zusammen saßen, doch leider fast ausschließlich über die Organisation, unwichtige Details, Egoprobleme usw. diskutierten, dabei verloren wir viel Zeit und Energie uns um das eigentliche Thema des Klimaforums zu unterhalten, wie wir alle zusammen und jeder einzeln unseren Planeten retten können! Nicht nur einige der wichtigsten Organisatoren kamen mit dem Flugzeug, sondern auch die meisten Teilnehmer, Freiwilligen und Besuchern, wir mussten leider feststellen das obwohl die Menschen die eigentlich am meisten über den Einfluss von Treibhausgasen von Flugzeugen Bescheid wissen müssten, mit ihrer Teilnahme an der Klimakonferenz die globale Klimaerwärmung nur weiter verstärkten. Die Liste der Kontroversen ist endlos, während wir versuchen so möglichst wenig Geld zu benutzen um das System nicht zu

ernähren und eine Welt ohne Geld für ökologischer halten, hatte die Veranstaltung ein Budget von 110.000 US-Dollar für insgesamt weniger als 1000 Personen, die tatsächlich zum Klimaforum kamen, in anderen Worten wurde mehr als 100 Dollar pro Person ausgegeben! Wo das ganze Geld hinging wurde nie veröffentlicht, auch wenn die Mehrheit der Teilnehmer die Organisatoren mehrfach aufgefordert hatte, volle Transparenz in der Buchhaltung zu zeigen, haben wir bis dato nicht herausgefunden, wo das ganze Geld hinging. Doch man rumorte, dass für mindestens zwei der Veranstalter die tagtäglichen Taxis vom und zum Hotel sowie das Zimmer und der An- und Abfahrtflug bezahlt wurde, dabei entzogen sie sich auch noch der Gemeinschaft und schliefen eben nicht ökologisch wie alle Anderen in Zelten. Neben so viel Kritik für das Klimaforum waren wir sehr froh zu sehen das auch Andere Menschen auf alternativen Wegen hergekommen sind; Valerie aus Belgien, die auch Teil der Organisatoren war, trampte wie wir mit einem Segelschiff über den

Atlantik und Jeff aus den USA kam aus New York heruntergeradelt. Ein wunderbares Projekt starteten auch ein paar Musiker von der Westküste der Vereinigten Staaten, sie kamen in einem typischen Schulbus der mit altem Küchenöl angetrieben wurde, heruntergefahren.
Der Höhepunkt unser zwei Wochen auf der Halbinsel Yucatans war sicherlich der große Demonstrationslauf wo wir mit mehreren duzend anderer Freiwilliger von dem Klimaforum in dem altölbetriebenen Hippiebus teilnahmen. Zusammen mit der Villa Campesina Organisation bewegten sich um die 1000 Menschen in Richtung Moon Palace; der farbenfrohe Bus war voll mit Pflanzengeschmückter Menschen, mit Erde bemalten Weltenbürger die im Bus, auf dem Dach und vor der Windschutzscheibe laut und wild Musik spielten, sangen und Parolen wie: “Die Mutter Erde kann man nicht kaufen” schrien. Die Energie des Demonstrationsumzugs war bombastisch, es wurde getanzt, gefeiert und gelacht; eine dänische Gruppe von Umweltschützern scharrte viel Tänzer um sich da sie auf einem Fahrrad eine solarbetriebene Stereoanlage installiert hatten und so gute Schwingungen und Laune verbreiteten. Weit vor der Brücke zum Moon Palace hielt der bunte Zug von Naturfreunden, Hippies, Indigenen und Bauern an, die Polizei hielt sich auf Distanz, stand aber mit mehreren Hundertschaften vor und hinter einer Stahlschutzmauer bereit einzuschreiten. Es blieb friedlich und am späten Nachmittag begann sich die Lebenslustige Truppe aus vielen Ländern der Welt wieder aufzulösen und glücklich und zufrieden ging jeder seines Weges. Viele Menschen erwarteten dann mit Spannung die am nächsten Tag geplante Rede des Bolivianischen Präsidenten Evo Morales in

dem großen Veranstaltungszelt der Landwirtschaftsorganisation Villa Campesina. Es sollte das Highlight für die meisten Umweltaktivisten werden die hier nach Cancun gekommen sind, die Rede dauerte nicht einmal eine Stunde und doch tobte das rammelvolle Zelt vor Begeisterung über die schönen und wichtigen Worte eines Staatsoberhaupt der ehrlich über die Lage der Welt und wie wir mehr in Harmonie mit der Erde leben können, sprachen. Der erste indigene Präsident Boliviens füllte den Raum mit viel Energie, Hoffnung und Wahrheiten über ein System was die Erde und die Menschen zerstört, ja selbst für sich ein riesen Problem geworden ist. Er beendete seine Rede mit den Worten: "Planet oder Tod", ein wenig abgeändert von dem ursprünglichen "Sozialismus oder Tod".

Die Zeit auf der Halbinsel Yucatan ging zu Ende und mit Ihr eine wunderbare Reise als Quartett. C. wollte zurück nach Europa, Benji entschied sich auf seinem Fahrrad welches ihm die Dänen geschenkt hatten nach Mexiko Stadt zu radeln und Raphael und Nieves machten sich wie immer per Anhalter in die größte Stadt Amerikas. Die Klimakonferenz war ein Feuerwerk der Emotionen und auch wenn wir unterschiedlicher Wege gingen, wussten wir dass wir uns schon bald in Mexiko-Stadt wieder sehen werden. Es war das

erste Mal seit dem wir zu viert reisten das wir unterschiedlicher Wege gingen, aber unsere Herzen und Gedanken blieben verbunden, wir vibrierten die Liebe des Universums, die Schönheit der Menschheit und der wunderbaren Natur die uns umgibt - die uns Leben schenkt!

Vielen Dank an alle Menschen die diese Reise der Menschheit ermöglicht haben, 1000 Dank an all Euch Lichten Wesen die an uns geglaubt haben und uns in ihre Gedanken und Seelen hineingelassen haben. Wir haben all die gute Energie und Liebe von Euch gespürt, wir spüren sie immer noch und senden Euch allen viel Licht und Liebe, hört weiter auf Euer Herz und Danke für Alles. In Liebe und lichten Gedanken an Euch ...

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Mittwoch, 16. Februar 2011

#27 Mexiko - Viva Mexico!

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