Mittwoch, 18. Mai 2011

#29 Wunderbare Zeiten in Mexiko und die Reise in den Norden







Nach der Klimakonferenz in Cancun ging es für Nieves und mich in die größte Stadt Amerikas, Ciudad de Mexico. Das Trampen in dem sechs mal so großem Land ging mal wieder wie am Schnürchen, so konnten wir auf der längsten PKW-Fahrt mit über 1000km  des nachts sogar auf der Autorückbank schlafen. Es ging vorbei an vielen Militär- und Polizeikontrollen die hier überall präsent sind um den Drogenschmugglern das Leben schwer zu machen. Böse Zungen sprechen allerdings von einem, seitens des Staates kontrollierten Machtgehabe, welches kleine Drogenbanden unterbinden soll damit die eigentlichen Strippenzieher des Drogenhandels keine Konkurrenz bekommen. So bleibt der riesengroße Kuchen an Profit bei den Politikern, Polizisten, Militärs und anderen.
Mexiko Stadt liegt auf über 2000m und ist von Bergen umringt, die Häuser erstrecken sich bis zum Horizont und vor lauter Smog sieht man so auch nie wirklich das Ende der Stadt welche brummt, hupt und in ständiger Bewegung ist. Den blauen Himmel sieht man durch die Smogwolke, die wie eine Glocke über den weit über 20 Millionen Einwohnern hängt, selten. Es ist ein Wunder, dass es überhaupt möglich ist mehr Bewohner als in Belgien und Holland zusammen mit Essen, Wasser und Strom zu versorgen. In Mexiko so wie in fast allen Ländern Lateinamerikas gibt es keinen “Grünen Punkt“ oder ein ähnliches Recyclingsystem seitens des Staates, dennoch ist die Recyclingquote meist sehr viel höher als in den “entwickelten Ländern” denn Plastik, Papier, Glas und alles was sonst noch weggeschmissen wird sind Rohstoffe die Geld kosten oder einbringen, wenn man sie wiederverwendet. Nicht zu sprechen von dem Konsum der hier auch weit unter dem eines Europäers liegt. Die Müllmänner sind schlecht bezahlt und recyceln den Hausmüll quasi auf der Straße! Aber die Müllabfuhrarbeiter sind nicht die einzigen die im Müll nach noch Verwertbarem suchen, hunderttausende Menschen leben vom Sammeln und Verkaufen von Dosen, Petflaschen, Altpapier und Sonstigem, was man eben so in den Tonnen, auf Straßen und den Mülldeponien findet.







Anfang des neuen Jahres haben wir dann von unserem Glück erfahren, dass Nieves und ich im September Eltern werden und so beschlossen wir wieder zurück nach Europa zu reisen. Zunächst genossen wir allerdings die herzliche Gastfreundschaft von verschiedensten Freunden die uns herzlichst aufnahmen und ihr Dach mit uns teilten. Schon nach wenigen Tagen hatten wir genügend Restaurants und Märkte ausgemacht wo wir in Hülle und Fülle für die Tonne bestimmte Lebensmittel und oft sogar schon zubereitetes Essen retten konnten. Wir waren erstaunt, dass trotz der Armut und den bescheidenen Gehältern der Mitarbeiter in der Gastronomie fast niemand sich für die Lebensmittelreste interessierte. In einem kleinem Restaurant welches wir gleich zu Anfang fanden wurden wir mit Engelsarmen aufgenommen, man führte uns in die Küche und zeigte uns was so alles weggeschmissen wird, im Durchschnitt gab es zwischen 10-15kg leckerster Dinge welche wir mit Freunden und Bedürftigden teilten da wir ja viel mehr hatten als wir je hätten
essen können. So hatten wir fast immer literweise frischgepressten Orangensaft, Salate, Pan Cakes, Reis, Nudeln, Suppen, Brot und vieles mehr. Die Besitzer des Restaurantes waren Elias und sein Bruder Pablo, jedes mal wenn wir kamen waren sie froh uns zu sehen, wir lachten, spaßten und tauschten uns aus; als sie mitbekamen, dass wir auf der Suche nach Fahrrädern waren gaben sie uns kurzerhand zwei von ihren eigenen Rädern die sie nicht so oft brauchten und überließen sie uns für die gesamten sechs Wochen die wir in Mexiko Stadt blieben. Regelmäßig gingen wir nun bei diesem und vielen weiteren Restos ein und aus und nahmen an vegetarischem Resten mit was wir nur konnten; und so schien der sonst eher schäbig angesehene Rest von Essen plötzlich wieder attraktiv und wir bemerkten wie immer mehr Mitarbeiter selber anfingen übriggebliebene Köstlichkeiten nach Hause zu nehmen. Dennoch war es für uns nur schwer vorstellbar wie Mütter von Kindern jeden Tag vier Stunden durch die Gegend gondelten um zusätzlich noch 8-12 Stunden in der Gastronomie schufteten um am Ende des Tage nur zwischen 10-15€ verdienten und dennoch die eben noch zum Verkauf stehende Nahrung einfach wegkippen konnten. Es ist wohl Stolz der den Menschen im Wege steht, vielleicht erntet man komische Blicke wenn man Lebensmittel rettet, vielleicht denken die Arbeitskollegen man habe kein Geld, vielleicht ist es sogar einfach so befreiend und wohltuend sein Eigenes kaufen zu können, fähig zu sein zu konsumieren, zu wählen was man an Essen will - es gibt viel Gründe vieles nichts zu tun, aber meistens noch viel mehr um etwas zu tun. In einigen Gastronomiebetrieben wurde uns auch gesagt, dass es den Mitarbeitern nicht zugestanden ist Essen mitzunehmen, weil Angst besteht, dass absichtlich mehr gekocht oder angeschnitten wird was dann am Ende mitgenommen werden kann.




Auch wenn das Ballungsgebiet von Mexiko Stadt riesig ist blieben wir meist in La Roma und der Condesa, hier wachsen überall Bäume, es ist grün und in den vielen Parks spielen Kinder und noch mehr die tausenden Hunde die es hier gibt. Es ist die hippste  Zone der Stadt, viele junge Menschen 
und Ausländer leben hier und es wimmelt nur so an Restaurants. Seit neustens gibt es eben genau in diesem Teil der Stadt ein Bikesharing welches nach dem Vorbild von Barcelona oder Paris entwickelt wurde, eine tolle Initiative und mit schon recht schönen Erfolg, immer mehr Fahrräder sahen wir auf den Straßen wobei es natürlich im Vergleich zu Fahrradparadiesen wie Holland oder Dänemark praktisch keine Fahrradfahrer gibt. Es sind nur wenige die den Drahtesel wirklich als überzeugtes Transportmittel verwenden, denn hier in dem Verkehrsdschungel grenzt es schon teilweise an Selbstmordlust wenn man sich in die Welt der Autos stürzt, denn Fahrradwege gibt es nur sehr sporadisch. Auf der anderen Seite war es einfach herrlich wieder auf zwei Rädern durch eine Stadt zu gurken, die Polizei, die hier gerade in dem Teil der Stadt sehr präsent ist, kümmert sich im Prinzip überhaupt nicht um die als arm und verrückt angesehenen Radler. Es wird angenommen, dass man halt kein Geld hat und somit auch nicht viel zu holen ist, unbekümmert konnte man so über Rot und in verkehrt in Einbahnstraßen fahren.
Auf der Suche nach einem Arzt für Nieves besuchten wir zwei Krankenhäuser und eine Frauenärztin, doch wir bekamen nur Absagen, dann fuhren wir eines Tages an dem “Hospital Trinidad” vorbei und in der heiligen Dreifaltigkeit wurden wir fündig, Marco Antonio, ein ursympathischer Gynäkologe nahm sich uns sofort und mit vollem Herzen an. Er wollte auch gar nichts als Gegenleistung haben, es war ihm vom ersten bis zum letzten Besuch eine Freude uns helfen zu können und mit uns ein wenig zu plaudern. Nieves bekam alles, was man als schwangere Frau eben so braucht, von Untersuchungen bis hin zu den in Mexiko für Schwangere ohnehin kostenlosen Folsäuretabletten.
Neben der Gastronomie als Nahrungsquelle gingen wir auch zu verschiedenen Märkten, die Menschen begegneten uns so offen und freundlich, dass es normal war bei zehn Ständen nachzufragen und teilweise wirklich von jedem Früchte, Gemüse, Salate, Wurzeln und vieles mehr an Nichtmehrverkaufbarem bekamen. Die Hülle und Fülle an Lebensmitteln die wir vor dem Verderben retteten zeigte uns nur einmal mehr wie auch in ärmeren Ländern Überfluss herrscht und der UN Statistik, wonach weltweit um die 30% aller Nahrungsmittel weggeschmissen werden, recht gibt. Um unser Netzwerk an Restaurants, die sich bereiterklärten ihren noch essbaren Müll weiterzugeben, erstellten wir für Freunde eine Karte in Google Maps mit Uhrzeiten wann man am besten zum “recyceln” gehen sollte und wer der Ansprechpartner ist.





Wir besuchten auch die schön gelegene Stadt des ganzjährigen Frühlings. Cuernavaca liegt rund eine Stunde von Mexiko Stadt entfernt und selbstverständlich trampten wir so auch in der größten Stadt unser Reise und stellten fest, dass man sich auch per Anhalter auf der “Avenida Insurgentes”, der längsten Straße Mexikos, tadellos bewegen kann.

Während wir schon in den letzten Zügen unseres Aufenthaltes in Mexico D.F. waren, entwickelte sich das EcoDepa, ein ökologischer Wohnraum von unserem lieben Freund Benji, prächtig. Mit Freunden hatte unser treuer Reisegefährte eine Wohnung in einen umweltbewussten Lebensraum mit Gratisladen, kostenlosen Französischklassen und Ökofiestas verwandelt. Es war Zeit Abschied zu nehmen, nachdem wir gemeinsam vor über einem Jahr aus Holland gestartet sind, fast die selbe Zeit Tag und Nacht miteinander verbracht haben, kam nun die Zeit andere Wege zu gehen, doch unsere Herzen und Visionen blieben vereint, unser Traum einer besseren Welt ist noch lange nicht zu Ende geträumt und gemeinsame Zeiten warten auf uns.




Mit zwei  lieben Freunden vom Klimagipfel die sich einen alten VW-Bus fein hergerichtet hatten, ging es dann Mitte Februar los in Richtung Europa. Wir versuchten um 18.00 aus der Stadt herauszufahren und brauchten am Ende für eine Strecke die man ohne Stau in locker einer Stunde hätte fahren  können, mehr als fünf Stunden. Die Autos schoben sich wie unaufhaltsame Flüsse durch die meist mit großen Werbeplakaten zubombardierten Autobahnen der Stadt. Wir passierten den uralten, ursprünglichen und bunten Stadtteil Xoximilco, der lange Zeit die Kornkammer von Mexikos Hauptstadt war. Als der spanische Konquistador Hernán Cortés im Jahr 1521 mit Hilfe von indigenen Gruppen die Aztekenhochburg  Tenochtitlan einnahm, gab es dort wo sich heute die endlose Stadt Mexikos hinzieht, einen großen See und in dessen Zentrum die sagenhaften Bauten der Hochkultur und mehr als 200.000 Einwohner die eben von Xoximilco aus mit vollen Booten versorgt worden sind. Direkt nach der Stadtgrenze hielten uns dann gleich die korrupten Polizisten aus dem anliegendem “Estado” an und als sie Matthias, unseren lieben Schweizer Fahrer, nach seinem Lappen fragten zeigte der seine Kopie des Führerscheins, die war allerdings nicht offiziell und somit mussten wir zwei Polizisten zu einem Gelände folgen wo der Wagen erst mal unter Verschluss gebracht werden sollte. Dann wurde uns angedroht, dass wenn wir nicht sofort zahlen würden das Strafgeld noch teurer werden würde und sie uns anrieten lieber gleich die "Rechnung" zu bezahlen. Es war eine unangenehme Situation und irgendwie lief das herunterhandeln auch nicht gut, denn als unser schweizer Pärchen es mit  20€ versuchten platze denen fast die Hutschnur und liefen einfach weg, so wurde es dann doch eine saftige Bestechung von mehr als 150€, die dann auch ohne Einwand angenommen wurde. Es war eine bittere Erfahrung für die beiden und zeigte deutlich wie hier in Lateinamerika der Hase läuft, denn obwohl wir so etwas in der Form noch überhaupt nicht gesehen hatten ist das Business as usual in den allermeisten Gegenden südlich der USA. Mehrere Mexikaner erzählten uns sogar aus erster 




Hand, dass wenn hier jemand im Suff oder einfach abgelenkt einen Passanten oder mehrere überfährt, bezahlt man seine paar Tausend Dollar und dann schreibt der Verkehrspolizist kurzer Hand dass die Toten oder Verletzten die Schuld trugen. Oft kommt es auch vor, dass es nach grausaumen Autounfällen schlicht zur von der Polizei zugelassener Fahrerflucht kommt und man dank entsprechendem Bestechungsgeld aus dem Schneider ist. Geld bestimmt eben noch viele Teile unser Gesellschaft und noch viel schlimmer unserer Herzen und manipuliert die humane Ader die jeder in sich trägt.



Nach dem die Strafe "bezahlt" wurde öffneten sich wieder die Pforten von dem Autofriedhof und man wünschte uns ein Gute Reise. Erst gegen Mitternacht erreichten wir unser erstes Ziel der Reise, das wunderschön gelegene Dorf Tepoztlán, wir trafen einen weiteren ausgereisten Deutschen der sich mit einem super laufendem Biergarten die Zeit vertreibt. Dort gab es feinstes selbstgebackenes deutsches Brot und Brezeln welche mit uns geteilt wurden und man lud uns ein in der Gaststätte zu schlafen. Am nächsten Morgen halfen wir noch den Biergarten für ein Benefizkonzert für die örtliche Waldorfschule vorzubereiten und dann ging es für mich und Nieves alleine auf die Straße und sofort saßen wir schon wieder in einem Auto, dann in noch einem und plötzlich zwischen zwei Bauarbeitern die gerade von der Arbeit kamen. Die zwei vollen Bierflaschen die eben noch lagen,wo wir jetzt saßen waren schnell leer und schwups  - flogen die dann auch schon ganz ungeniert aus dem Fenster. So hielten wir ständig an entweder um neue Flaschen zu kaufen oder eben für die dringend benötigten  Bier-Pinkelpausen. Auch wenn die beiden nicht sonderlich interessiert waren sprachen wir irgendwann über die Umwelt und was jeder für die Natur tun kann, als ich dann auch das Rausschmeißen von Flaschen oder sonstigem aus dem Fenster ansprach bekam ich sofort Einsicht; leider änderte sich ihr Verhalten nicht und schon kurze Zeit später flogen weitere Flaschen aus den m Fenster, aber diesmal zu mindestens fiel dem jungen Mann auf, dass es ja nicht so gut ist was er da gerade gemacht hat. Bewusst Sein und Leben ist ein unaufhaltsamer sowie unendlicher Prozess der aber aufgrund von festen Mustern, Bräuchen und Traditionen gebremst wird. Am Ende brachte uns die schon gut Angetrunkenen dann heil nach Toluca, wo wir von lieben Freunden die wir während der Klimakonferenz kennen gelernt hatten und deren Familie herzlichst empfangen wurden. Wir besuchten ein Naturwunder der ganz besonderen Art, ganz genau gesagt die Mariposa Monarca, Schmetterlinge die hier auf über 3000m Höhe jedes Jahr zu hunderten Millionen dem kalten Winter entfliehen. Erst vor 40 Jahren wurde entdeckt woher die Schmetterlinge eigentlich kamen, niemand hätte sich vorstellen können dass sie rund 4000km aus dem hohen Norden der USA heruntergeflattert kommen.
Für uns ging es weiter nach Guadajara, dort besuchten wir Freunde die auch gerade ihr erstes Kind bekamen, auch hier erstaunten unsere Gastgeber nicht schlecht als wir in Mengen frischeste Kekse, Brötchen, Obst und Gemüse, Salate und vieles mehr recycelten. Den Anlass zur Reise von Holland nach Mexiko, legten ursprünglich zwei Hochzeiten von Freunden im Sombreroland die sich ausgerechnet im gleichen Monat das Jawort geben wollten. Als die Liebesfeiern im März 2010 stattgefunden hatten waren wir noch nicht einmal auf dem amerikanischen Kontinent angelangt, dennoch waren es die beiden Päärchen die uns zu diesem Abenteuer des Lebens angestiftet hatten und so war ich sehr froh sie zwar spät aber überhaupt noch sehen zu können. 



Außerdem machten wir noch Halt in der wunderschönen Kolonialstadt Guanajuato die quasi vollkommen umgeben von Bergen ist, es war ein Genuss für Augen und Ohren in einem so friedlichen Ort zu verweilen, die traumhaften Plätze, alten Häuser und unendlichen Kirchen zu genießen. Ein großer Teil des Verkehrs der alten Silbermienenstadt wird durch alte Flussbetten unter der Erde geleitet, das komplexe Tunnelsystem sorgt für wenig Autos auf der Straße von denen es nur wenige gibt, denn hier gibt es ganz vorbildlich reichlich Fussgängerzonen sowie die unzähligen Sträßchen die sich wie Adern durch den Ort von gerade mal 170.000 Einwohner schlängeln und keinen Platz bzw. aufgrund des Anstiegs keine Fahrmöglichkeiten für Räder oder Motorräder bietet.


Auch wenn es überall in Mexiko mittlerweile mafiaartiges Verhalten der Drogenkartelle gibt, sei es bei Prositution, Entführungen, Schutzgelderpressung oder ähnlichem, sterben immer noch am meisten Menschen im Norden des Landes durch die hauptsächlich in den USA legal gekauften Schnellfeuerwaffen. Wir wurden gewarnt bloß nicht nördlicher zu reisen, lieber einen Bus zu nehmen oder zu fliegen. Doch die Reise ging weiter, denn nach soviel Zeit in vielen gefährlichen Orten der Welt konnten wir unser Vertrauen und unsere Zuversicht in unser Schicksal und die Menschen die uns geschickt werden nicht über Bord werfen. Überall wo wir hinkamen behandelten uns die Menschen vorzüglich und wir waren fest davon überzeugt, dass das auch im Norden Mexikos der Fall sein wird, so setzten wir den Weg in Richtung Texas fort. Herzliche Mexikaner luden uns zum Essen und Schlafen bei sich zu Hause ein, die Tage wurden wieder länger und Flora und Fauna im Zuge der Wüstenlandschaft immer kleiner und trockener. In Torreón, wir logierten bei einem der Pärchen die geheiratet hatten, durfte ich wieder an einer Schule vorsprechen, es war herrlich, es kamen soviel begeisterte, interessierte und neugierige Schüler und Lehrer dass es zu reichhaltigen Diskussionen kam und überhaupt ein Gefühl des “WIR können etwas verändern, wir sind der Wandel” entstand!

Auf dem Weg nach Chihuahua wurden wir über längere Strecken von mehreren Brummiefahrern mitgenommen, wie immer Pickups und zum Glück auch jede Menge PKWs, einer der Fahrer erzählte uns von einem seiner Verwandten der sich als Hauptmotiv bei den Federalen Polizisten beworben hatte um richtig schön Geld abzusahnen, was dann auch der Fall war, denn es ist hier in Mexiko kein Geheimnis, dass je mehr ein Polizist verdient, oder um so mehr dotierter jemand mit Sternchen oder Streifen ist, um so größere Summen stauben sie illegal von harmlosen Kleindieben bis hin zu Schwerstverbrechern oder  Drogenkartellen ab. Tatsächlich ist die brutale Realität Mexikos eine uns in Europa komplett Unbekannte, oft haben die “‘Gesetzeshüter” nur die Wahl zwischen Kollaboration oder dem Tod, nicht selten wird auch mit dem grausamen Mord der ganzen Familie gedroht. Aus erster Hand erfuhren wir von einer Familie wie eine Drogenbande den Vater besuchte und ihm zu verstehen gab dass sie sein Land für ihre Aktivitäten brauchen werden, es werde für den Drogenschmuggel genutzt hieß es.


Dieser erwiderte, dass es sich um ein Erbgrundstück von seinen Eltern handelt, er sehr daran hänge und es nicht aufgeben möchte, nur wenige Tage strichen ins Land und der eingeschüchterte Mann wandte sich ans Militär welches bei den Mexikanern noch am ehesten Vertrauen bekommt, doch das wurde ihm zum Verhängnis. Ein Killerkommando fing ihm vor seinem Haus ab, brachte ihn auf seine Farm, entstellten ihn auf grausame Weise vollkommen bevor sie ihm bei lebendigen Leibe in Flammen setzten. Der Familie blieb außer großer Trauer über den Tod nicht viel übrig, Polizei und Militär wollten sie garnicht erst benachrichtigen, denn das wurde dem Todesopfer höchstwahrscheinlich zum Verhängnis. Es sind keine Einzelfälle, es ist die Realität eines Landes, dessen Signatur Schrecken, Schweigen und Vertuschen ist.





Wir besuchten unsere Mennoniten Freunde, eine Glaubensgemeinschaft die nach dem Ersten Weltkrieg aus Kanada floh da es ihnen dort  u.a. untersagt wurde auf Deutsch zu unterrichten. Die sehr friedlichen und fleißigen Bauern kamen in Scharen und fingen an das bis dato brachliegende Land zu einem der ertragtreichsten Gebiete Mexikos zu verwandeln. Da der Deutsch- und Hollandsstämmigen evangelischen Gemeinschaft nicht viel an materiellen Gütern liegt kauften sie seit ihrer Ankunft vor 90 Jahren immer mehr Grund und Boden und bewirtschafteten diesen so erfolgreich, dass  sich die, immer noch plattdeutschsprechenden Mennoniten, einen sehr guten Ruf bei den Mexikaner erwarben. In der Schule wird Hochdeutsch gelehrt, mittlerweile auch immer öfter außerhalb der Gemeinde studiert und doch fühlen sich die zum großteil blond und blauäugigen Menschen untereinander  sehr wohl und bleiben am liebsten unter sich. Wir wurden sehr warmherzig und freundlich empfangen,wohnten ein paar Tage in der Bibelschule von unseren Freunden, der Familie Schmitt, bevor wir uns stracks auf den Weg Richtung Texas begaben. Glücklicherweise nahm uns das Couchsurferpäärchen welches uns in dem letztem Ort vor der Grenze beherbergen wollte von Chihuhua bis zu ihrem Ort mit, zusammen fuhren wir durch den wohl trockensten und verlassensten Teil Mexikos bis nach Ojinaga. 




Es war ein wunderbarer Abschied von einem Land welches wir tief in unser Herz geschlossen haben, die Gastfreundschaft, Leichtigkeit und Freude trotz aller Gewalt und einfach soviel Liebe sowie das größte Geschenk unsere Schwangerschaft machten den Aufenthalt perfekt! Unsere letzten Gastgeber empfingen uns wie immer voller Vertrauen, diesmal gab man uns nicht nur den Hausschlüssel sondern auch noch den Schlüssel für ihren Pickup, den wir natürlich nicht benutzen. Wir wussten nicht, dass Touristen mittlerweile auch in Mexiko für die Ausreise 26$ bezahlen müssen und so waren wir überrascht als wir das Land der Maya und Azteken plötzlich nicht verlassen durften aufgrund dieser nicht getätigten Zahlung. Doch wir gaben nicht auf, sprachen lieb und geduldig mit der Frau am Schalter und diese dann mit ihrem Chef; nach einer Stunde ausharren bekamen wir, wie durch ein Wunder, unsere Pässe wieder und durften frei und umsonst das letzte mal auf einen Pickup springen und somit nicht die Brückenpassage bezahlen mussten.
Danke Mexiko, Danke für alles und besonders unser Kind ;-)

Für mehr Fotos der Reise in Mexiko klick hier

Hier die Liste aller Artikel der Reise:

1 Kommentar:

  1. Hallo, Sie haben eine tolle Zeit in Mexiko spnd, ich habe gerade Ihren Blog gelesen und ich fand es toll. Es erinnerte mich daran, die besten Sommertage verbringen in Spanien im vergangenen Jahr. Auf der ganzen Erfahrung war großartig und würde immer rememberable. Wir haben eine großartige Möglichkeit für Unterkunft gefunden.
    http://ferienhauserlloretdemar.clubvillamar.de/findAllVillas.php?filter=Lloret+de+Mar&lang=de

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